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Jugendliche und soziale Medien: Packende Workshops zum Thema Digitalität im Alltag

  • 07.11.2017

„Die Jungen reden ja gar nicht mehr miteinander – Social Media und virtuelle Welten“. Rund 150 Gäste besuchten am Donnerstag, 2.11.17, das Bildungszentrum Gesundheit und Soziales des BBZ Olten in Trimbach, um sich über den Umgang mit Smartphones im Alltag der Jungen auseinanderzusetzen. Organisiert wurde der Anlass vom OK der 9. Aktionstage Psychische Gesundheit, Iradis – einem Geschäftsfeld der IV-Stelle Solothurn und dem Bildungszentrum Gesundheit und Soziales.

Nach der Begrüssung durch Daniel Hofer, Rektor BZ-GS, der den Ablauf der Workshops schilderte, erläuterte Sandra Reichen, Leiterin Iradis, den Rahmen der Veranstaltung im Zusammenhang mit den 9. Aktionstagen Psychische Gesundheit.

Urs Trösch, OK-Mitglied der Aktionstage und Beratungsstellenleiter Pro Infirmis AG-SO, führte danach die Besucher an das Thema heran.  

Die vier Workshops
Soziale Medien, der Gebrauch von Smartphones und die veränderte Kommunikation unter den Jugendlichen bildeten den Kern der Veranstaltung. Und dass das nicht immer ein Konfliktthema sein muss, zeigten die vier Workshops den vielen Anwesenden auf.

Vier Themenbereiche standen im Zentrum, die jeweils mit Inputs von Lehrpersonen und Studierenden begonnen wurden. Im Anschluss fand jeweils eine rege Diskussion im Plenum statt. War beim Wechsel der Zimmer jemand nicht sicher, wohin es ging, standen die Studierenden, an ihren Emoji-Shirts sofort erkennbar, als Leiterinnen zur Verfügung. Eine weitere Gruppe Studierender widmete sich der Live-Berichterstattung auf diversen Kanälen, die in der Sansibar live gestreamt wurden. Videos, ein Blog, Snapchat-Posts und Twitter liefen an diesem Abend heiss und zeigt direkt auf, was mit den Medien möglich ist. 

Medialisierung und Sexualisierung
Claudia Allemann und ihre Studierenden verpackten den Input in ein Theater, das sich zuerst dem altmodischen Kennenlernen widmete: Jemanden in der Bar ansprechen und ins Gespräch kommen. Heute allerdings funktioniert das oft über die App „Tinder“ und anschliessendes Chatten zum Beispiel über „WhatsApp“. Auch dies wurde von den Studierenden eindrücklich aufgeführt. Im folgenden theoretischen Input ging es um Sexting und welche Regeln dabei beachtet werden müssen. Für Erstaunen am Umgang mit dem Thema sorgte die Offenheit, mit der die Jugendlichen daran herangehen. In der Diskussion war der Fokus vor allem auf aufklärende Gespräche gelegt: Lieber Google oder die Eltern fragen, wenn es um delikate Probleme geht? Vor- und Nachteile von realer und digitaler Kommunikation wurden angeschnitten und ein Teilnehmer hielt fest, dass es das Gelichgewicht zwischen digitaler und realer Kommunikation sei, das gefunden werden müsse. Ganz individuell verstehe sich. 

Social Media-Produkte im Detail
In der Sansibar, dem Foyer des BZ-GS, widmeten sich Dominik Fankhauser und Iris Egger mit Studierenden der Präsentation von Apps und Programmen, die den Alltag der Jugendlichen prägen: YouTube, Snapchat oder Instagramm wurde detailliert vorgestellt. Wie sehen die Apps aus, welche Möglichkeiten bieten diese und wie funktioniert der Austausch unter den Usern? Gerade bei Snapchat stellte sich für die Anwesenden die Frage, an was der Reiz liege, wenn das Bild nur zehn Sekunden zu sehen sei. Und genau das ist er eben, Bilder nicht für alle Ewigkeit im Netz zu wissen, denn dieses wird nicht einmal auf dem eigenen Handy gespeichert.

Die bekannte Anwendung „Facebook“ gehörte schon nicht mehr in die Vorstellungsreihe, es sei eine Altersfrage, denn wenn jemand von seinen Grosseltern eine Anfrage bekomme, sei es an der Zeit, eine andere Oberfläche für die Kommunikation zu wählen. 

Cybermobbing
Peter Zahnd, Verantwortlich für die Sozialberatung am BBZ Olten, vertiefte in seinem Workshop die Erfahrungen aus seinem Beratungsalltag. Er stellte die Funktion im Rahmen der Schule vor, die vor allem eine anonyme Anlaufstelle für alle Probleme der Lernenden des BBZ Olten sei. Cybermobbing diente ihm als Aufhänger und er verwies auf die James-Studie, nach welcher vier Fünftel des Konsums der Jugendlichen unbedenklich sei. Nach weiteren Informationen zum Thema Cybermobbing und Mobbing stellten sich Studierende einer Podiumsdiskussion: die ehrlichen, offenen und persönlichen Antworten beeindruckten die Gäste. Sich selbst abgrenzen können, die Stärke der Persönlichkeit, die Opferrolle an sich und der Umgang mit Konflikten standen als Fragen aus dem Publikum zur Rede. Was ist noch Spass, wo liegen die Grenzen des Neckens, was ist schon Mobbing? Schwierige Fragen, welchen das BBZ Olten mit einer Charta begegnet, die den Umgang in der Schule regelt.  

Smartphones im Unterricht
Dieter Bitterli, Sandra Ullmann, Beat Gerber und Simon Ittig vom ABU-Team zeigten die Möglichkeiten des Smartphones im Unterricht auf. Ein effizientes Instrument, das Zeitersparnis bei Recherchen ermöglicht oder die motivierende Auflockerung, die Abwechslung in den normalen Schulalltag bringt. Suchaufgabe zu Synonymen, QR-Codes mit hinterlegten Inhalten oder Transferaufgaben wie eigene Videos oder Bildgeschichten werden möglich, können ausgetauscht und gemeinsam besprochen werden.

Die Gefahr der Ablenkung sei natürlich schon auch da, gaben die beiden zu, die Lernenden müssten wieder zurückgeholt werden können. Die Gewohnheit und die Regeln im Umgang im Klassenzimmer seien aber immer klar definiert und die Jungen sollten auch lernen, die digitalen Produkte als Arbeitsgerät zu nützen.

Als Lernkontrolle zum Abschluss des Workshops diente die App „Kahoot“ und wer hätte vorher gedacht, dass Spass an einer Lernkontrolle möglich ist? 

Text und Bilder: Christoph Henzmann, Kommunikationsbeauftragter BBZ Olten