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Studienstart Strong Age – Für ein gesundes, starkes und möglichst unabhängiges Alter

  • 05.04.2017

Die Studierenden der HF Pflege am Bildungszentrum Gesundheit und Soziales (BZ-GS) Olten haben die Aufgabe, zusammen mit ARTORG Zentrum für Biomedizinische Forschung, der Universität Bern, dem Inselspital Bern und der finanziellen Unterstützung der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes eine breit angelegte Studie für ein zukunftweisendes Überwachungssystem für älteren Menschen durchzuführen. 

Bei der Begrüssung der Studierenden war Daniel Hofer die Freude anzusehen. Ein wissenschaftliches Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. med. Hugo Saner, Insel Spital Bern, nimmt seinen Anfang am BBZ Olten und kann in der täglichen Ausführung nur gelingen, weil sich die Studentinnen und Studenten der HF Pflege des BZ-GS Olten während der nächsten zwölf Monate täglich um die 24 teilnehmenden Seniorinnen und Senioren (75+) kümmern. 

Zu Beginn der Präsentation betonte Prof. Dr. med. Hugo Saner klar, dass es hier nicht darum gehe, mit der Technologie Arbeitsplätze zu gefährden. Vielmehr sei es so, dass die vorhandenen Ressourcen dadurch viel besser genützt werden könnten, da noch immer viele Fachkräfte im Bereich der Pflege fehlten. So kommen nun Ingenieure, Mediziner und Studierende zusammen, um die Forschung im Bereich der Stärkung und Selbstständigkeit im Alter weiter zu bringen und modernste Technologie in den Alltag zu integrieren. 

Einschränkungen im Alter gehören einfach dazu, doch das sei laut Prof. Dr. Saner nicht die einzige Motivation, eine Studie durchzuführen: Der demographische Wandel unserer Gesellschaft, die (altersbedingte) Zunahme von Demenzpatientinnen und –patienten oder die damit verbundene Explosion der Kosten im Gesundheitsbereich dieser Alterskategorie. Diesen Trends soll mit moderner Sensortechnologie im Alltag begegnet werden. Je länger eine Person zu Hause aktiv in den eigenen vier Wänden leben kann, desto später entstehen hohe Kosten durch die intensive Pflege oder im Spital. Dass dabei auch das Lebensgefühl der Betroffenen deutlich zunimmt, versteht sich von selbst, denn je weiter die Abhängigkeit von direkter Pflege nach hinten geschoben werden kann, desto wohler fühlen sich alle.

Eine finanzielle Analyse aus dem Jahr 2006 (Swiss Health Observation) zeigte deutlich auf, dass wenn alle Senioren ein Jahr länger hätten zu Hause bleiben können, mindestens zwei Milliarden Franken hätten gespart werden könnten. In der Gegenwart geht Prof. Dr. Saner von einer noch viel höheren Zahl aus, die eigespart werden könnte. Die Studie versucht also auch den Konjunktiv im vorangehenden Satz zu bekämpfen. 

Möglichst lange gesund und unabhängig bleiben, das möchten die Betroffenen selber auch. Diese soll nun in der Studie mit dem Verfahren des Telemonitorings angegangen werden. Umgebungssensoren (ohne Bild und Ton) werden in der ganzen Wohnung an entscheidenden Orten platziert (Schlafzimmer, Bad, Küche etc.) und mit tragbaren Sensoren auf dem Körper ergänzt. Diese messen und registrieren die wichtigsten Körperfunktionen und erstere erstellen ein Bewegungsprofil in der Wohnumgebung. Dem Datenschutz wird dabei vom ganzen Forschungsteam höchste Aufmerksamkeit geschenkt, handelt es sich doch durchwegs um hoch sensible Daten einer Studie, welche von der Ethikkommission bewilligt wurde. Diese generierten Datenmengen werden automatisch übermittelt und zu einem Profil zusammengestellt. Daraus entsteht „Big Data“, unglaubliche Mengen an Informationen, die durch modernste Datenanalyse-Verfahren ausgewertet werden. Daraus können die Forschenden Bewegungs- und Verhaltensprofile ableiten, die zuerst während einer Woche eingepegelt werden. Es muss definiert sein, was individuell normal ist, so kann bei Abweichungen sofort reagiert werden (Sturz oder Herzinfarkt). Doch was sind relevante Abweichungen? Dafür braucht es die Kontrolle vor Ort, die von den Studierenden des BZ-GS unter der Koordination von Béatrice Rudin wahrgenommen wird. Bei den regelmässigen Kontrollbesuchen in der Wohnung werden von den Studierenden Fragebögen ausgefüllt, Gehirnfunktionen geprüft, Depressionen oder Gebrechlichkeiten notiert und Lebensqualität oder Alltagsaktivitäten festgehalten. Aus diesem dichten Netz an Informationen kann ein Alarmsystem aufgebaut werden, das reagiert, wenn in der Wohnung ein akutes Ereignis stattfindet. Dies gibt den an der Studie Teilnehmenden Sicherheit, denn sie wissen, dass im Notfall „jemand“ da ist, auch wenn sie den Alarmknopf am Handgelenk nicht mehr drücken können. Daneben hat die Studie einen zweiten Fokus, nämlich denjenigen der Prävention im höheren Alter. Das Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität, die Erhaltung der Mobilität und Selbstständigkeit, das Erhalten der mentalen und physischen Funktionen und das Vermeiden von Angst und Depression im Alter 75+. Ein rechtzeitiges Training für Körper und Geist ist es nämlich, was die Qualität steigert und dem Wunsch vieler entgegenkommt: Möglichst lange gesund und aktiv zu Hause bleiben können.  

Text und Bilder: Christoph Henzmann, Kommunikationsbeauftragter BBZ Olten