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Gelebte Lernortkooperation

  • 13.11.2017

Am Mittwoch, 8.11.17, trafen sich am Bildungszentrum Gesundheit und Soziales des BBZ Olten rund hundert Ausbildungsverantwortliche, Berufsbildner/-innen und Führungsverantwortliche, um über die Anwendung der COMET-Methode und deren Transfer in den Berufsalltag zu diskutieren. Zentral war dabei, eine gemeinsame Sprache zu finden, um die Kompetenzorientierung in den Pflegealltag transferieren zu können.

 

Im dualen Berufsbildungssystem sei es besonders wichtig, betonte Daniel Hofer, Rektor BZ-GS, dass die Lernortkooperation funktioniere. Die inhaltliche Abstimmung der drei Lernbereiche (Schule, Praxis und dritter Lernort) bilde ein zentrales Element für eine erfolgreiche Ausbildung. Wesentlich sei es, ein gemeinsames Denken und eine gemeinsame Sprache zu haben. Die Schule muss wissen, was die Praxis macht und umgekehrt.

 

Nach der Vorstellung des BBZ Olten mit seinen vier Teilschulen stellte Peter Zahnd die Höhere Fachschule Pflege näher vor und auf der Karte war ersichtlich, dass sich das Einzugsgebiet vom Berner Oberland bis nach St. Gallen erstreckt.

 

Isabelle Gysin (Solothurner Spitäler AG soH), Silvia Felber (Psychiatrische Klinik Zugersee PKZS) und Markus Hadorn (Luzerner Psychiatrie LUPS) präsentierten ihre Ausbildungsstätten und zeigten die Diversität auf, in welcher sich die Studierenden bewegen.

 

Der Komplexität mit Kompetenz begegnen

 

Daniel Hofer vertiefte anschliessend die Idee hinter der Kompetenzorientierung und dem Messverfahren COMET. Die Komplexität im Pflegealltag, in der Arbeit mit Menschen, braucht ein ganzheitliches Denken und Handeln. Erforderlich ist eine hohe Variabilität gegenüber den Problemstellungen. Die Auseinandersetzung mit den acht COMET-Dimensionen ermögliche es den Studierenden, lösungsoffen und ohne Scheuklappen an eine anspruchsvolle Situation heranzugehen und den situativ besten Weg zu finden.

 

Für eine gemeinsame Basis wurden alle Teilnehmenden in das System COMET eingeführt. Mittels eines Alltagsbeispiels erläuterte Karin Gäumann die Dimensionen anschaulich.

 

Wie unterschiedlich die Resultate aus diesem Denkkonzept sein können, zeigten die Studierenden anschliessend anhand einer Syntheseprüfung den Besuchenden gleich selber auf. Insgesamt sechs Varianten, so unterschiedlich wie die Studierenden selbst, wurden präsentiert und veranschaulichten spannend und kreativ, was mit COMET möglich ist: Powerpoint oder Prezi, klassische Plakate oder in Configläsern konserviertes Wissen, es war beeindruckend, wie souverän die Studierenden vor grossem Publikum ihre Herangehensweise an die Prüfungssituation vertraten. Diese vielen verschiedenen Lösungen für eine Herausforderung sind möglich und können mit COMET valide bewertet werden.

 

Die acht COMET-Dimensionen

 

Während der ersten Runde Workshops am Nachmittag zeigte sich ein ähnliches Bild. Ausgehend von der Patientensituation „Frau Sommer“ diskutierten vier Gruppen völlig unterschiedliche Aspekte und verschiedene Zugänge und Lösungsvarianten wurden, geprägt von den jeweiligen Hintergründen der Teilnehmenden, sichtbar.

 

Präsentation des Falls, fachgerechte Lösungen, Nachhaltigkeit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit, Arbeitsprozessorientierung, Sozial- und Umweltverträglichkeit, familiärer sowie gesellschaftlich-kultureller Kontext und Kreativität: Von den Dimensionen ausgehend ist es möglich, einen Fall umfassend und ohne lösungsfixierten Blick anzugehen, um der jeweiligen Komplexität begegnen zu können. In den Diskussionen wechselten die Ebenen und Dimensionen oft, Inhalt und Theorie griffen ineinander. Und auch hier waren die Studierenden eine wichtige Ressource, da sie mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen viel zu den Diskussionen beitragen konnten.

 

Im Plenum zusammenfassend kam man in Peter Zahnds Gruppe von den ersten Inputs sofort auf die Dimensionen zu sprechen und vertiefte besonders die Rolle der Familie und die Arbeitsprozesse. Bei Markus Hadorn standen eher Lösungsvorschläge im Zentrum und mit welchen Ressourcen diese realisiert werden könnten. Silvia Felber diskutierte in ihrem Workshop viele Ansätze und vertiefte die Mehrdimensionalität dieses „einfachen“ Falles. Karin Gäumann strich im Rückblick heraus, dass das Werten und Bewerten bei Fachleuten oft etwas zu schnell komme, wobei der Rückgriff auf die acht Dimensionen es ermögliche, immer wieder zu reflektieren und einen Kompromiss aus vielen klugen Lösungen zu finden.

 

Umsetzungsmöglichkeiten im Berufsalltag

In der zweiten Runde Workshops ging es ganz konkret daran, die Möglichkeiten in der Lernortkooperation zu vertiefen. Drei Gruppen nahmen sich dem übergreifenden Modul „Lernen, Training, Transfer, Praxis“ an. Wie kann die Kompetenzorientierung im Arbeitsfeld angewendet werden? Einen herausfordernden Fall neu und anders angehen, die angestammten Blickwinkel abstreifen und für einen ganzheitlichen Blick für kreative Lösungen offen sein. Dank den Dimensionen können Automatismen überdacht und alle Aspekte einer Situation erfasst und durchdrungen werden.

 

Markus Hadorn ging in seinem Workshop auf die Möglichkeiten im Stationsmanagement ein und diskutierte in der Gruppe konkrete Beispiele aus dem Alltag. Wann wäre es nun möglich, die Auftragstreue einmal zu hinterfragen, gar ziviles Ungehorsam zu Gunsten des Patienten zu üben? In welchem Rahmen kann was mit welchen Ressourcen gestaltet werden? Komplexen Fragen des Alltags kann mit einem komplexen Denksystem begegnet werden, um der Situation gerecht zu werden.

 

Mit einem Blick von aussen ging die Veranstaltung zu Ende: Christoph Henzmann war als Kommunikationsbeauftragter fast den ganzen Tag anwesend und zeigte sich von dieser Art Zusammenarbeit beeindruckt. Im Transfer zwischen den Lernorten und den besprochenen Fällen zeigte sich für ihn, welche unterschiedlichen und immer klugen Ansätze möglich sind, wenn ein Fall in den acht COMET-Dimensionen angegangen wird.

 

Eine gemeinsame Sprache wurde an diesem Tag gefunden, die eine wichtige Grundlage für die weitere Kooperation zwischen den Lernorten bildet. Nun geht es darum, die Erkenntnisse in die Praxis zu transferieren und die Zukunft mit zu gestalten.

 

Text und Bilder: Christoph Henzmann, Kommunikationsbeauftragter BBZ Olten