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Mathematikkompetenzen beim Eintritt in die berufliche Grundbildung

  • 27.02.2017

Schlusspräsentation des Projekts „Mathematikkompetenzen beim Eintritt in die berufliche Grundbildung“ am Berufsbildungszentrum BBZ Olten. 

Welche Mathematikkompetenzen sind für den gewählten Beruf entscheidend? Diese Frage stand im Zentrum des Austauschs dieses stufenübergreifenden Projekts, das am Dienstagabend am BBZ Olten abgeschlossen werden konnte.  

Am Dienstagabend, 17. Januar 2017, konnte am BBZ Olten ein wichtiges und zukunftsweisendes Projekt sein vorläufiges Ende feiern. Thomas Schneider, Rektor GIBS Olten, betonte in seiner Begrüssung wie wertvoll ein solcher Moment in einem stufenübergreifenden Projekt sei, ein Meilenstein im Bau der Brücke zwischen der Sekundarstufe I und der beruflichen Grundbildung auf der Sekundarstufe II ist nun gelegt.  

Da sich die Didaktik in der Mathematik während der letzten 20 Jahre grundlegend geändert hat, ist es entscheidend, eine gemeinsame Sprache zu haben und an der Berufsfachschule zu wissen, was die Lernenden genau für Kompetenzen in der Mathematik mitbringen, denn wie die später vorgestellten Beispiele zeigen, hat das mit klassischen Dreisatz- oder Algebra-Aufgaben nichts mehr zu tun.  

Das Projekt „Mathematikkompetenzen beim Eintritt in die berufliche Grundbildung“ startete im Jahr 2012, erläuterte Heinz Flück als Projektleiter im Anschluss, als er den zurückgelegten Weg skizzierte, der auch dank der Unterstützung des Berufsbildungszentrums für Industrie, Dienstleistung und Modegestaltung IDM Thun und Hans-Heini Winterberger so gut funktionierte. Dabei stellte er die Standortbestimmungen an der Berufsfachschule ins Zentrum, bei welchen nun konkrete Aussagen zum gewählten Berufsfeld gemacht werden können. Erst mit dem Überarbeiten für alle Lehrgänge und dem Zuordnen konkreter Aufgabenbeispiele wurde dies überhaupt möglich. Die Kompetenzen werden also beim Eintritt spezifisch im Hinblick auf den Beruf getestet und nicht mehr in einem allgemeinen Rahmen.

Walter Fürst, der Co-Schulleiter des Frohheims Olten, stellte zuerst den berufsbezogenen Unterricht an der Sek I vor, um dann auf die Vorteile besonders im neunten Schuljahr einzugehen. Hier ist es den Lehrpersonen nun möglich, den Schülerinnen und Schülern einen konkreten Weg aufzuzeigen, da klar ist, was in dem von ihnen gewählten Beruf in der Mathematik von ihnen erwartet wird. Das motiviert, denn das Erreichen des Erwarteten kann jedem Berufswunsch individuell angepasst werden und ist gewinnbringend für die Lehrenden und Lernenden, denen jetzt Beispielaufgaben zur Verfügung stehen.

Der konkrete Nutzen an der Berufsfachschule wurde von Benjamin Hofer, Coiffure-Fachlehrer, und Lukas Schreiber, Automatiker-Fachlehrer, aufgezeigt. Für sie ging es auch darum, die Hemmschwelle beim Thema Mathematik zu senken, denn der Wiedererkennungswert in den Beispielen hilft, das alltägliche Rechnen im Beruf besser zu verstehen. Benjamin Hofer demonstrierte dies am Beispiel des Mischens von Haarfärbemittel, bei dem das Verhältnis der Substanzen für das Resultat der Färbung entscheidend ist. Bei den Automatikern von Lukas Schreiber reicht die Mathematik einen Schritt tiefer: Wie viel Druck entwickelt eine pneumatische Pumpe pro Quadratmillimeter, wenn ich diese elektronisch ansteuere?

Als Prozessbegleiter und Unterstützer sprach Hans-Heini Winterberger von der IDM Thun allen Beteiligten herzlichst Komplimente und seinen Dank für das Gelingen aus und hob hervor, dass die gebauten „System-Brücken“ an gemeinsamen Projekten weiterhin gepflegt werden sollen. Eine so gewachsene Zusammenarbeit über die Stufen hinweg brauche Unterhalt und bringe für beiden Seiten nur Vorteile, wie man an den vorangehenden Reden deutlich ableiten konnte.

Den zweiten Ausblick gestaltete Hannes Lehmann aus der Sicht der Sek I und dem Verband Lehrerinnen und Lehrer Solothurn (LSO): Neben vielen anderen Themen stand für ihn besonders die Ausdehnung solcher Projekte auf den ganzen Kanton und ebenso weitere Fächer (Sprachen) im Fokus der Ausführungen.

Diese echte Zusammenarbeit sei es, unterstrich Thomas Schneider, die den Vorzeigecharakter solcher Projekte ausmache, die kommenden Gefässe sollen also auf den Erfahrungen aufbauend definiert und gepflegt werden.

Auch Stefan Ruchti vom Amt für Berufsbildung, Mittel- und Hochschulen (ABMH) begann seine Grussbotschaft mit einer Gratulation und betonte, dass schon jetzt ein Nutzen im täglichen Arbeiten sichtbar sei. Das gegenseitige Verständnis erleichtert ein Zusammentreffen, denn die geschaffene Sensibilität für die je andere Seite sei entscheidend, damit der Prozess der Bildung gelingen könne. Dies unterstrich auch Georg Berger, Direktor BBZ Olten, der die Metapher der Reifung der Persönlichkeit aufgriff, die über die Schulstufen hinweggehen solle. Die nun entstandene Kooperation müsse gefördert und die kurzen Wege zwischen den beteiligten Schulen genützt werden, um eine gemeinsame Zukunft über das nun abgeschlossene Projekt hinaus zu entwickeln.

Thomas Schneider, welcher den Abend eingeläutet hatte, durfte nun allen Beteiligten ein kleines Präsent überreichen und seinen besten Dank aussprechen, um den glanzvollen Abschluss des Abends, gestaltet von Patti Basler, der schnellsten Live-Protokollantin der Schweiz, anzusagen. Mit ihrem Auftritt als Slam Poetin überblickte diese schnell, mit ernstem Humor, dem nötigen Biss und einem kritischen Aussenblick das Gesagte und der Abend endete mit einer Standing Ovation, die für alle Anwesenden Geltung hatte.

Text und Fotos: Christoph Henzmann, Kommunikationsbeauftragter, BBZ Olten